29.07.2025 | Der Verkauf der konzerneigenen Autohäuser von Mercedes-Benz hat Fahrt aufgenommen. Wie berichtet, ist mittlerweile auch die Zukunft des Mainzer Standortes in Bretzenheim geklärt. Diese wird zum 1. Dezember von der Merbag-Gruppe übernommen, die bereits 19 Mercedes-Autohäuser in Deutschland betreibt und nach eigenen Angaben zu den führenden Partnern des Autoherstellers in Europa gehört. Der Betriebsrat der Mainzer Niederlassung und die Industriegewerkschaft (IG) Metall reagieren auf die Nachricht "mit einem gewissen Vorbehalt verhalten zuversichtlich".
Es sei ein wichtiges Signal, dass für alle 235 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits vereinbarte zentrale Regelungen übernommen werden sollen. Doch zentrale Forderungen bleiben für den Betriebsrat und die IG Metall bestehen. "Die Zusage zur Übernahme der gesamten Belegschaft ist ein erster Schritt in die richtige Richtung", sagen Javier Pato Otero, Erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mainz-Wiesbaden, und Dorit Kröber, Vorsitzendes des Betriebsrats. "Aber für uns ist genauso wichtig: Die Qualität der Arbeitsbedingungen muss erhalten bleiben - und das heißt konkret: Die Tarifbindung und die geltenden betrieblichen Regelungen dürfen nicht angetastet werden."
Monate der Unsicherheit für Mercedes-Belegschaft
Die Beschäftigten hätten in den vergangenen Monaten eine große Unsicherheit erlebt. Die Betriebsratsvorsitzende Kröber gibt einen Einblick: "Die unklare Zukunft des Standorts, fehlende Kommunikation und Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz haben viele belastet." Es verdiene höchsten Respekt, dass die Kolleginnen und Kollegen trotzdem mit vollem Engagement weitergearbeitet hätten.
Anfang des vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Mercedes-Benz seine Niederlassungen verkaufen will. Auch in Mainz hatten die Pläne für Enttäuschung und Bestürzung gesorgt. Der Betriebsrat sprach seinerzeit von einem "Schlag ins Gesicht eines jeden Beschäftigten" und bezeichnete die Pläne als "krasse Fehlentscheidung". Bundesweit gab es Proteste in den Niederlassungen, zeitweise stand die Produktion an mehreren Standorten still.
Die nun angekündigte Übernahme des Mainzer Autohauses sei eine Chance, meint Javier Pato Otero. Aber sie werde nur dann zu einer echten Perspektive, wenn die Arbeit auf Grundlage von Tarifbindung und gelebter Mitbestimmung fortgeführt werde. "Wir sind gesprächsbereit - aber auch wachsam", sagt der Geschäftsführer der IG Metall Mainz-Wiesbaden. "Unser Ziel ist klar: gleiche Rechte, gleiche Standards, gleiche Sicherheit - auch unter neuer Unternehmensführung."
In den kommenden Wochen setzen IG Metall und Betriebsrat nach eigenen Angaben auf erste gemeinsame Gespräche mit der Merbag-Gruppe, um das weitere Vorgehen im Detail abzustimmen. Aus Sicht der Beschäftigten und der Gewerkschaft gebe es noch eine Reihe offener Punkte, die unbedingt geklärt werden müssten. Laut der Betriebsratsvorsitzenden Kröber gebe es Standards und Entgeltbestandteile, "die für unsere Beschäftigten von zentraler Bedeutung sind".
Das betreffe Vergütungskomponenten, aber auch betriebliche Regelungen wie Sonderzahlungen, Zeitkonten, hybrides Arbeiten und Mitbestimmungsstrukturen. "Diese Punkte müssen in einer neuen Vereinbarung mit der Merbag-Gruppe zukunftssicher geregelt werden." Auch die IG Metall betont, dass innerbetriebliche Standards nicht zur Disposition stünden. "Wir erwarten von der Merbag-Gruppe ein klares Bekenntnis zur Tarifbindung - dauerhaft und verbindlich", fordert Javier Pato Otero.
Der Standort in Bretzenheim besteht bereits seit 1986. Wie die Merbag-Gruppe mitteilte, biete sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Übernahme der Niederlassung eine "langfristige berufliche Perspektive". Der Konzern hat seinen Hauptsitz in der Schweiz, der Deutschland-Sitz der Gruppe befindet sich in Trier. Insgesamt blickt Merbag nach eigenen Angaben auf eine über 100-jährige Unternehmensgeschichte zurück. Gerade auf dem deutschen Markt befindet sich die Gruppe auf Expansionskurs. In der Region betreibt Merbag weitere Standorte in Wiesbaden und Alzey. Außerhalb von Deutschland und der Schweiz ist der Konzern auch in Luxemburg, Italien und Österreich tätig.