Mercedes-Benz verkauft seine Autohäuser. Der Dax-Konzern will alle Niederlassungen in Deutschland loswerden.

Grund sind wohl zu niedrige Renditen. Die Gewerkschaft spricht von einer strategischen Fehlentscheidung

18.03.2024 | Mercedes-Benz will die konzerneigenen Autohäuser loswerden gegen den Widerstand seiner Betriebsrätinnen und zur Enttäuschung vieler Beschäftigter.

Das ist kein schönes Szenario, das schafft bei allen Betroffenen eine extreme Zukunftsangst, sagt Christine Kuwaldt, Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Frankfurt/Offenbach. Sie lehnt den Verkauf ab: Das ist eine Fehlentscheidung. So sieht es auch Javier Pato Otero, erster Bevollmächtigter der Gewerkschaft IG Metall Mainz-Wiesbaden: Das ist eine strategische Fehlentscheidung des Vorstands von Mercedes-Benz. Der Gesamtbetriebsrat und die Gewerkschaft haben nun ein gemeinsames Ziel: Arbeitsbedingungen und Löhne sichern.

Am vergangenen Dienstag hatte Mercedes-Benz mitgeteilt, die unternehmenseigenen Autohäuser in Deutschland veräußern zu wollen. Schon zu Jahresbeginn hatte der Konzern seine Betriebsrät:innen und die Leiter:innen der Niederlassungen darüber informiert, eine Trennung zu prüfen. Dieser Prozess ist nun abgeschlossen, die Entscheidung steht. Rund 8000 Menschen in 80 Betrieben sind deutschlandweit betroffen. Allerdings sollen die Autohäuser nicht als Gesamtpaket verkauft werden. Jede Niederlassung werde individuell geprüft, heißt es aus Stuttgart. Über mögliche Verkäufe soll aus einer Position der Stärke entschieden werden, denn die konzerneigenen Niederlassungen seien profitabel. Im Falle eines Verkaufs ist für uns das Prinzip des Best Ownerships bei möglichen Investoren entscheidend, sagt ein Konzernsprecher der Frankfurter Rundschau. Dabei gehe es um Kriterien wie ausgewiesene Automobil-Retail-Expertise, nachhaltige Investitionsbereitschaft, langfristiges unternehmerisches Konzept, wirtschaftliche Stärke und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen. Wir planen nicht, an reine Finanzinvestoren zu verkaufen und eine Schließung von Standorten ist nicht Gegenstand der Überprüfung. Damit zerschlägt sich die Hoffnung vieler Beschäftigten, Teil des Konzerns zu bleiben. In den Autohäusern und Werkstätten ist die Identifikation mit Mercedes Benz groß. Nun befänden die Beschäftigten sich in einem Zustand großer Unsicherheit, sagt Christine Kuwaldt. Man wisse nicht, wer die Betriebe kaufe, ob die Käufer tarifgebunden seien, ob sie der Mitbestimmung gegenüber aufgeschlossen seien. Und: Werden die Gehälter gesenkt?. Mercedes trenne sich in erster Linie wegen niedriger Renditen von den Niederlassungen, sagte Stefan Bratzel, Wirtschaftsprofessor und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) dem Kölner Stadt-Anzeiger. Freie Autohändler seien meist profitabler als die konzerneigenen Niederlassungen auch weil das Lohnniveau in freien Autohäusern in der Regel niedriger sei. Außerdem haben die privaten Autohäuser einen höheren Anreiz, Gewinne zu machen, als die schwerfälligen Niederlassungen, sagte Bratzel. Mit dem Verkauf der Niederlassungen erhoffe sich Mercedes-Benz wohl Effizienzsteigerungen, sagt Gewerkschafter Javier Pato Otero. Aber die Kolleginnen und Kollegen haben über Jahre gezeigt, dass es auch in der Konzernstruktur funktioniert. Die Beschäftigten leisteten gute Arbeit, auch der Standort in Mainz sei profitabel.

Im Falle eines Verkaufs ist für uns das Prinzip des Best Ownerships bei möglichen Investoren entscheidend, sagt ein Konzernsprecher der Frankfurter Rundschau. Dabei gehe es um Kriterien wie ausgewiesene Automobil-Retail-Expertise, nachhaltige Investitionsbereitschaft, langfristiges unternehmerisches Konzept, wirtschaftliche Stärke und Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen. Wir planen nicht, an reine Finanzinvestoren zu verkaufen und eine Schließung von Standorten ist nicht Gegenstand der Überprüfung.

Damit zerschlägt sich die Hoffnung vieler Beschäftigten, Teil des Konzerns zu bleiben. In den Autohäusern und Werkstätten ist die Identifikation mit Mercedes-Benz groß. Nun befänden die Beschäftigten sich in einem Zustand großer Unsicherheit, sagt Christine Kuwaldt. Man wisse nicht, wer die Betriebe kaufe, ob die Käufer tarifgebunden seien, ob sie der Mitbestimmung gegenüber aufgeschlossen seien. Und: Werden die Gehälter gesenkt?

Mercedes trenne sich in erster Linie wegen niedriger Renditen von den Niederlassungen, sagte Stefan Bratzel, Wirtschaftsprofessor und Direktor des Center of Automotive Management (CAM) dem Kölner Stadt-Anzeiger. Freie Autohändler seien meist profitabler als die konzerneigenen Niederlassungen auch weil das Lohnniveau in freien Autohäusern in der Regel niedriger sei. Außerdem haben die privaten Autohäuser einen höheren Anreiz, Gewinne zu machen, als die schwerfälligen Niederlassungen, sagte Bratzel.

Mit dem Verkauf der Niederlassungen erhoffe sich Mercedes-Benz wohl Effizienzsteigerungen, sagt Gewerkschafter Javier Pato Otero. Aber die Kolleginnen und Kollegen haben über Jahre gezeigt, dass es auch in der Konzernstruktur funktioniert. Die Beschäftigten leisteten gute Arbeit, auch der Standort in Mainz sei profitabel. Mein Eindruck ist, dass die Entscheidung zum Verkauf schon lange feststand. Jetzt hat man Fakten geschaffen, sagt Pato Otero.

Im vergangenen Jahr steigerte Mercedes-Benz den Konzernumsatz um knapp zwei Prozent auf 153,2 Milliarden Euro und setzte knapp 2,49 Millionen Fahrzeuge ab (plus 1,5 Prozent). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern betrug 19,7 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern Ende Februar mitteilte.

Für Christine Kuwaldt ist die Entscheidung auch vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar. Das Unternehmen macht Milliardengewinne, sagt sie und verweist darauf, dass die Beschäftigten der Autohäuser in der Vergangenheit mehrfach hätten verzichten müssen. Zum Beispiel auf Tariferhöhungen und auf den Rekordbonus von bis zu 7300 Euro, der in anderen Bereichen des Konzerns ausgezahlt wird. Der Verkauf ist der nächste Schlag ins Gesicht, sagt Kuwaldt. Immerhin: Die Arbeitsplätze sind bis 2029 gesichert. Mercedes-Benz stehe zu seiner sozialen Verantwortung, sagt der Konzernsprecher. Bei einer möglichen Neuaufstellung wird es nicht zu Kündigungen kommen. Im Gegenteil gehe es darum, langfristig die Zukunftsfähigkeit der regionalen Arbeitsplätze sowie den Bestand und die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlassungen zu sichern. Mercedes-Benz wolle die Arbeitnehmervertretung eng in die Prüfung einbinden.

Der Arbeitsplatzerhalt sei das eine, sagt Javier Pato Otero. Das andere ist die Frage nach den Bedingungen. Um sie wird es in den Verhandlungen zwischen Gesamtbetriebsrat und Konzernspitze über einen Interessenausgleich und Sozialplan gehen. Das klare Signal an den Vorstand lautet: Über Jahre erreichte Rechte und Absicherungen werden wir uns nicht so einfach nehmen lassen!, schrieb Ergun Lümali, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, auf Linkedin. Auch Kuwaldt betont, nun gehe es darum, die Arbeitsbedingungen zu sichern. Das muss auf rechtssichere Füße, damit die Käufer sich daran halten, sagt die Frankfurter Betriebsrätin. Bei der IG Metall in Mainz-Wiesbaden sondieren die Gewerkschafter:innen noch, wie es weitergeht. Klar ist: Man will sich teuer verkaufen und den milliardenschweren Dax-Konzern nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Für die Gewerkschaft steht vor allem der Erhalt der Arbeitsbedingungen und der Tarifbindung im Fokus. Javier Pato Otero kündigt harte Auseinandersetzungen an. Das Mittel des Arbeitskampfs liege derzeit nicht auf dem Tisch, sagt er. Für eine zugespitzte Situation in der Zukunft ist das aber nicht ausgeschlossen. 

Von: kl

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