25.09.2020 | In Kaiserslautern fanden gestern, am 24.9.2020, erste Tarifverhandlungen für das Kfz-Handwerk in Rheinland-Pfalz zwischen Vertretern der IG Metall und des Kfz-Landes¬verbands Rheinland-Pfalz statt. Die Arbeitgeber hatten Anfang 2020 verschiedene Tarifverträge aufgekündigt – darunter auch den Manteltarifvertag, der u.a. Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und Zuschläge regelt. Nach Darstellung der Arbeitgeber wollen sie so zu einer „Modernisierung“ des Tarifvertragswerks kommen.
In den Verhandlungen wurde jedoch offensichtlich, worum es den Arbeitgebern eigentlich geht: Sie wollen die Arbeitszeit verlängern (40h-Woche statt 36h-Woche), den tariflichen Urlaubsanspruch um zwei Wochen reduzieren und Maßnahmen zur Kostensenkung durchsetzen. Auch einen Anspruch auf betrieblichen Sonderzahlungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld, soll es künftig nicht mehr geben. Die Tarifverträge seien – laut Arbeitgebern – zu „teuer“. Die Kündigung der Tarifverträge wollen sie nicht zurücknehmen und drohten auch mit dem Ausstieg aus der Flächentarifbindung.
Betroffen von der Kündigung der Tarifverträge sind rund 20.000 Beschäftigte im Kfz-Handwerk – 12.400 im Tarifgebiet Rheinland-Rheinhessen und 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tarifgebiet der Pfalz. „Die Kündigung der Tarifverträge und die Vorstellungen der Arbeitgeber richten sich klar gegen die Beschäftigten! Das erzeugt Unmut, demotiviert die Beschäftigten und gefährdet den sozialen Frieden im Betrieb. Mit Blick auf die Herausforderungen der Transformation in der Automobilbranche fragt man sich: Wollen die Unternehmen die vor uns liegenden Herausforderungen wirklich mit Arbeitsbedingungen von vorgestern angehen? Denken die wirklich, dass man neue Fachkräfte auf diese Weise finden und halten kann?“, so Jürgen Henn, Betriebsratsvorsitzender im Mercedes-Benz Logistik-Center Mainz und Mitglied der Tarifkommission.
Der Verhandlungsführer der IG Metall, Josef Windpassinger, betonte, dass die Gewerkschaft zwar zu Verhandlungen über eine Modernisierung des Tarifvertragswerks bereit sei, die Vorstellungen der Arbeitgeberseite aber eher ein Griff in die Mottenkiste darstelle: „Eine Arbeitszeitverlängerung und Kürzung des Urlaubs sind mit der IG Metall nicht verhandelbar. Mit Ideen von gestern lässt sich die Zukunft im Kfz-Handwerk nicht gestalten!“.